Ladesäulenausbau: Was Kommunen wissen müssen
13. Dezember 2023Soll die Mobilitätsreform gelingen, müssen Städte und Gemeinden die Elektromobilität vorantreiben und eine solide Infrastruktur dafür schaffen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist der frühzeitige Ausbau von Ladesäulen. Was einfach klingt, erfordert oft langwierige Genehmigungsverfahren und eine kluge und vorausschauende Planung. Wie können Kommunen diese Herausforderungen meistern?
Elektromobilität ist nicht länger Zukunftsmusik – sie ist heute entscheidend für einen nachhaltigen Verkehrssektor. Warum? Weil die Zahl der E-Autos in den letzten fünf Jahren um fast 2.000 Prozent gestiegen ist. Ein beeindruckendes Wachstum, der auch den Bedarf an E-Ladestationen in die Höhe treibt. Doch hier liegt das Dilemma: Nicht jeder E-Fahrzeugbesitzer kann sich eine private Ladesäule leisten. Deshalb sind öffentliche Ladestationen, sei es am Arbeitsplatz oder am Supermarkt, unverzichtbar geworden. Doch wie gehen Kommunen dieses Mammutprojekt effizient an?
Das Bundesverkehrsministerium hat im vergangenen Jahr Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern zum Thema Elektromobilität befragt. Die NOW GmbH übernahm im Auftrag des Bundes die Koordination und fungiert als Projektträgerin für Förderprogramme.
Die Befragung zeigt: Rund die Hälfte der Kommunen mit geplanten E-Mobilitätsprojekten ist aktiv geworden. Ganze 90 Prozent dieser aktiven Städte und Gemeinden haben sich dem Thema Ladeinfrastruktur gewidmet. Laut NOW ist dies das wichtigste Handlungsfeld. Allerdings zeichnet sich ein bedenklicher Trend ab: 59 Prozent haben Ladeinfrastruktur ohne Konzept aufgebaut, so die E-Mobilitätsexperten. Das bedeutet, dass Aspekte wie flächendeckende Versorgung, Dimensionierungsbedarf und notwendige Ladeleistung an den Standorten vernachlässigt werden. Ein solches Vorgehen führe zu einem ineffizienten Mitteleinsatz, beeinflusse die Wahrnehmung der Elektromobilität negativ und zementiere bestehende Vorurteile – so das Fazit von NOW. Die folgenden fünf zentralen Handlungsfelder können Kommunen dabei helfen, die Herausforderungen der Verkehrswende erfolgreich zu bewältigen:
1. Standortwahl: Klug, strategisch, bedarfsgerecht
Einen geeigneten Standort für Ladesäulen zu finden ist keine leichte Aufgabe. Wichtig ist dabei nicht nur ein störungsfreier Ort, der die Sicherheit des Straßenverkehrs nicht beeinträchtigt. Entscheidend ist auch die Nähe zu Einkaufszentren, Wohngebieten und öffentlichen Verkehrsknotenpunkten – denn die macht die Ladesäulen für Kunden attraktiver. Kommunen sollten sich außerdem informieren, ob das Stromnetz genug leisten kann. Sind zum Beispiel mehrere Ladestationen an einem Ort geplant, muss es dort auch ausreichend Netzanschlüsse geben. Das lässt sich ganz einfach im Vorfeld über die örtlichen Netzbetreiber ermitteln.
2. Vom Bedarf bis zur Genehmigung
Städte und Gemeinden stehen vor der Herausforderung, die Elektromobilität voranzutreiben. Doch womit sollten sie am besten anfangen? Zunächst sollten sie sich darüber informieren, wie hoch der Bedarf in ihrer Kommune ist. Hierbei können Elektromobilitätsberater unterstützen.
Anschließend geht es darum, die nötige Baugenehmigung für die geplanten Ladesäulen zu erhalten – ein Prozess, der langwierig sein kann. Frühzeit und aktiv mit den zuständigen Behörden zu kooperieren ist wichtig, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Kommunizieren Kommunen von Anfang an offen, lassen sich Bedenken von Anwohnern und Interessengruppen von vorneherein minimieren. Das wiederum kann den Genehmigungsprozess erheblich beschleunigen.
3. Kooperation entscheidet
Um Ladesäulen erfolgreich aufzubauen, braucht es keine Einzelkämpfer, sondern ein Team aus lokalen Energieversorgern, Unternehmen und Anwohnern. Frühzeitig in den Dialog mit Stakeholdern zu gehen und klare Gespräche zu führen, ist dabei ausschlaggebend, denn so lassen sich die Bedürfnisse der Gemeinden besser nachvollziehen. Diese können so leichter Unterstützung für ihr Projekt gewinnen.
4. Bürgerbeteiligung: Ohne sie geht nichts
Die Bürger sind das Herzstück jeder Gemeinde. Kommunen sollten deshalb rechtzeitig auf sie zugehen, ihre Bedenken berücksichtigen und ihre Ideen aktiv in den Planungsprozess integrieren. Informationsveranstaltungen und partizipative Ansätze schaffen Verständnis für Elektromobilität und stärken gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl. Ein offener Dialog zeigt nicht nur, wo Ladepunkte installiert werden sollen, sondern auch, wo die Bürger sie sich wünschen.
5. Elektromobilität von morgen gestalten
In der Hektik der Planung sollte die langfristige Perspektive nicht aus den Augen verloren werden. Erneuerbarer Energiequellen zu integrieren, Standorte kontinuierlich zu optimieren und gleichzeitig mit der technologischen Entwicklung schrittzuhalten, sind entscheidende Bausteine für eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur. Wenn Kommunen flexibel bleiben und den Wandel der Elektromobilität aktiv vorantreiben, haben sie die Chance, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten.
Ladesäulen sind mehr als nur eine Infrastrukturinvestition – sie sind ein wegweisender Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Wenn Städte und Gemeinden diese Aspekte konsequent angehen, nehmen sie nicht nur eine Vorreiterrolle in der Elektromobilität ein, sondern verbessern auch die Lebensqualität ihrer Bürger. Es ist an der Zeit, elektrische Fahrzeuge als Chance zu begreifen und die Weichen für eine grüne Zukunft zu stellen.